Tja, da habe ich noch zwei Tage vor dem Marathon über mentale Stärke geschrieben und dann war es genau das, was mir bei dem Lauf gefehlt hat. Deswegen bin ich ziemlich enttäuscht und ärgere mich über mich selbst.
Aber der Reihe nach: Am Sonntag, 12. Oktober 2014 war um 10 Uhr der Start zum 29. München Marathon (und gleichzeitig auch schon mein 12. Marathon) bei idealen äußeren Bedingungen. Mir persönlich waren die Temperaturen um die 20 Grad vielleicht einen Tick zu hoch. Sonst war es trocken und windstill, von ein paar kühlenden Brisen abgesehen und die Sonne schien. Die Marathonvorbereitung war auch sehr gut, keine Einheit ist wegen Zeitmangel oder körperlichen Beschwerden ausgefallen. Ich nutze ja schon seit geraumer Zeit den Plan von Benji Durden. Die einzigen Einheiten, die ich aus dem Plan nicht gemacht habe, waren die regelmäßigen Wettkämpfe. Das ist schon organisatorisch schwierig, was Passendes in der Nähe zu finden. Diese Einheiten habe ich durch die der jeweils vorangegangen oder nachfolgenden Woche ersetzt.
Ich hatte mir ein paar Wochen vor dem Lauf noch ein paar neue Laufschuhe gekauft, die waren noch nicht so ganz eingelaufen. Weil es die Wochen vorher oft nass und matschig war, wollte ich die neuen Schuhe nicht gleich schmutzig machen. Ja, ich weiß, das sind Gebrauchsgegenstände, es war aber trotzdem so. Zudem hatten die neuen Schuhe wohl eine leicht andere Form der Sohle, so dass ich nach Einheiten, wo ich sie trug, anschließend leichte Beschwerden in den Knien hatte. Da habe ich mir noch bis am Tag vor dem Lauf den Kopf darüber zerbrochen, ob ich die neuen Schuhe anziehen soll oder die alten, die aber doch schon recht abgelaufen waren. Ich habe mich dann doch für die neuen entschieden und es auch nicht bereut. Als ‘lession learned’ würde ich hier mal festhalten, dass man neue Schuhe am besten am Anfang eines Trainingszyklus kauft und dann damit Training und Wettkampf absolviert.
Eine andere Herausforderung während eines Marathons ist die Flüssigkeitsversorgung. Es gibt natürlich ca. alle 5km Verpflegungsstationen, aber die sind halt doch je nach Tempo mindestens 20min voneinander entfernt. Dabei ist natürlich schwierig, aus dem Becher zu trinken, ohne anzuhalten und ohne einen großen Teil zu verschütten. Deswegen trinke ich auch immer nur Wasser, denn wenn man sich was isotonisches über Kleidung, Beine oder Schuhe kippt, dann klebt es auch noch, während Wasser halt einfach trocknet. Ich habe mich aber entschlossen, wie auch im Training bei den langen Läufen, eine gut 0,5l fassende Plastikflasche in der Hand mitzunehmen. Es gibt natürlich alle möglichen Gürtel mit Haltevorrichtungen im Handel, die ich aber nicht besitze oder nutze. Da ist auch einfach nur Leitungswasser drin. Das hat auch gut funktioniert und der Vorrat hat bis etwa Kilometer 30 gehalten, bis ich dann was nachfüllen musste. Der einzige Fehler, den ich damit gemacht habe, war, dass ich mir die Hände nicht irgendwo abgewischt habe, nachdem ich die reibungsintensiven Stellen im Schritt mit Vaseline eingeschmiert hatte. Wenn man dann nämlich zu schwitzen anfängt, dann werden die Handflächen in der Kombination Fett und Wasser etwas rutschig, so dass es mehr Kraftaufwand in den Händen erfordert, die Flasche zu halten. Das war aber auch wirklich das Einzige, von dem ich denke, das hätte ich anders machen können.
Um 10 Uhr war dann also der Startschuss und ich stand auch ziemlich weit vorne, so dass ich gut weggekommen bin.So lief es ganz gut und den Halbmarathon passierte ich mit fast der gleichen Zeit (1:34:18) wie meinen letzten Halbmarathon ca. ein halbes Jahr vorher in Hilpoltstein (1:34:01) und das aber ziemlich locker. Dann muss aber irgendwas in meinem Kopf oder meinem Körper passiert sein, denn irgendwo zwischen Halbmarathon und Kilometer 30 sind die Kilometerzeiten langsamer geworden, zuerst nur aber wenig. Bewusst ist mir das erst geworden, als etwa am Ostbahnhof, also ca. Kilometer 26 die ersten Läufergruppen an mir vorbei gezogen sind. Einzelne Läufer können durchaus schneller werden, das ist normal, wenn solche einen überholen. Wenn es aber gleich mehrere Gruppen sind, dann ist ist wie mit dem Geisterfahrer auf der Autobahn, dem hunderte Geisterfahrer entgegen kommen. Evtl. ist man dann doch selbst der Geisterfahrer, bzw. hier derjenige, der langsamer geworden ist. Und ab Kilometer 30 gingen die Kilometerzeiten dann vollends in den Keller, wie aus der Tabelle mit den Zwischenzeiten ersichtlich ist.
Was auf jeden Fall dann doch noch grandios war, war der Einlauf ins Olympiastadion zum Ziel. Da gab es nichts Vergleichbares in meinen bisher gelaufenen elf Marathons.
Naja, was soll ich sagen? Das war anders geplant, sofern sich ein Marathon überhaupt planen lässt. Was könnten die Ursachen gewesen sein? Technisch war alles in Ordnung, wie oben schon geschrieben. Die Vorbereitung als solches war es auch. Es könnte aber durchaus an den fehlenden Wettkämpfen gelegen haben, wo man ja immer kämpfen muss, wie der Name schon sagt, unter anderem auch mit sich selbst. Zum anderen könnte es mir auch an der Grundlagenausdauer gefehlt haben. Ich bin ja mehr als zehn Jahre keinen Marathon gelaufen, von dem 2009 in Hamburg abgesehen, aber da war ich auch fast eine halbe Stunde langsamer als die jetzt gelaufenen 3:21. Aber das sind ja beides Dinge, die ich ändern kann. Also gilt mal wieder: Nach dem Marathon ist vor dem Marathon.