Ich habe mal gelesen, dass man schlechte Bücher wegwerfen sollte und nicht etwa weiter geben oder verschenken, damit nicht noch jemand anderes damit seine Zeit verschwendet. Leider kann ich mich nicht an die Quelle erinnern, wenn ich sie wieder finde, dann trage ich sie hier nach.
Jedenfalls teile ich diese Meinung nicht, denn erstens, was ist ein ‘schlechtes Buch’ überhaupt? Eines, das ich nicht verstanden habe, eines, das meine Erwartungen an den Inhalt nicht erfüllt hat? Das kann auch nur temporär sein, denn möglicherweise hätte ich mehr Nutzen daraus ziehen können, wenn ich z.B. das notwendige Hintergrundwissen gehabt hätte. Jedoch könnte jemand anderes dieses Wissen durchaus besitzen und somit Nutzen aus dem Buch ziehen.Ein Buch einfach im Altpapier zu entsorgen ist meines Erachtens eine Verschwendung von Ressourcen.
Und zweitens, und das ist mein Hauptpunkt, habe ich aus fast jedem Buch, das ich lesen konnte, irgendeinen Nutzen gezogen oder eine Erkenntnis gewonnen. Mit ‘Lesen können’ meine ich, dass ich der entsprechenden Sprache mächtig bin und ich das Thema halbwegs verstehe. Ein Buch auf Arabisch oder über ein Fachthema, von dem ich nicht die geringste Ahnung habe, meine ich damit nicht. Ausdrücklich einschließen möchte ich damit aber Romane, also Unterhaltungsliteratur. Einen Roman lese ich normalerweise zur Entspannung. Meine ‘Alltagsprobleme’ treten dann zwar in den Hintergrund, sind aber immer noch präsent. Und nicht selten hat es schon bei der Lektüre eines Romans ‘Klick’ gemacht und ich hatte eine neue Idee oder Lösung für eines dieser ‘Alltagsprobleme’. Das Unterbewusstsein arbeitet ständig im Hintergrund an der Lösung dieser Probleme und fasst alles, was ich lese, sehe, höre etc. als Input auf. Hilfreich ist es in diesem Zusammenhang, über das Problem vorher nachzudenken, es zu umreißen und zu definieren, jedoch ohne unmittelbar eine Lösung zu suchen.1 Häufig kommt diese dann quasi frei Haus bei der Beschäftigung mit anderen Dingen, dem Sehen von Dingen oder eben auch der Lektüre eines Romans.
Ähnlich ist es auch bei der Lektüre von Fachliteratur, die ich im Gegensatz zu einem Roman nicht zur Entspannung, sondern aus einem bestimmten Grund lese, d.h. einer entsprechenden Erwartungshaltung. Bei der Lektüre eines Fachbuchs oder Sachbuchs will ich etwas lernen, also einen Nutzen daraus ziehen. Wen dieser Nutzen nicht allzu genau spezifiziert ist und das Lesen systematisch erfolgt, d.h. mit einem System für Notizen, dann können auch aus einem Fachbuch noch viel mehr Informationen und Erkenntnisse gewonnen werden, als das ursprünglich gedacht oder geplant war. Gerade Einleitungen und Vorwörter, in denen der Inhalt des Buches grob umrissen wird, Zusammenhänge hergestellt werden etc. sind für mich wahre Fundgruben an Wissen, Erkenntnissen und Ideen.2
Eines gilt für Romane und Sachbücher gleichermaßen und genau genommen auch ständig, nämlich immer Stift und Papier bzw. irgendeine Möglichkeit bei mir zu haben, Gedanken festzuhalten. Ich weiß nie, wann mir mein Unterbewusstsein dies Lösung eines Problems, eine Idee oder ähnliches präsentiert.
Es lohnt sich immer, seine Probleme oder Ziele möglichst genau zu umreißen, ohne gleich an die Lösung bzw. den Weg zum Ziel zu denken. Je nach Problem oder Ziel kann ich das schriftlich machen, in Gedanken visualisieren etc. Ich habe alles in mir, um meine Ziele zu erreichen bzw. meine Probleme zu lösen. Ich muss meinem Unterbewusstsein nur den Input liefern und dann zuhören und aufpassen, wie es mir den Weg oder die Lösung präsentiert.
Footnotes
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Zwar kommt es vor, dass ich schon beim strukturierten Nachdenken über ein Problem eine Lösung finde. Diese Fälle meine ich hier jedoch nicht. ↩
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Daher lese ich bei Büchern, die mich interessieren, zuerst die kostenlose Leseprobe im Kindle oder im Internet. Oft genug habe ich da schon die gesuchten Erkenntnisse oder weiterführende Ideen gefunden. sodass es oft gar nicht mehr nötig ist, das Buch zu kaufen und vollständig zu lesen. ↩